Während sich am Mittwochabend mehr als neun Millionen Zuschauer beim „Zweiten“ das Champions-League-Spiel der Dortmunder gegen Real Madrid anschauten, saßen unsere Ortsbeiratsmitglieder – zumindest bis zum Halbzeitpfiff des Spiels – in der ersten Reihe im Schiersteiner Rathaus, um sich Gedanken um ihren Stadtteil zu machen!
Ihr Engagement muss man achten und streckenweise auch bewundern, denn die fünfzehn Frauen und Männer haben es gewiss nicht einfach! Denn sehr oft kämpfen sie gegen Windmühlen! So wie in Sachen „XXXL-Möbelmarkt“ an der Äppelallee. Bereits vor einem Jahr lehnte der Ortsbeirat das Großprojekt ab, weil ihrer Meinung nach das Gewerbegebiet zwischen Biebrich und Schierstein keinen zusätzlichen Verkehr mehr verkraften kann!
So war es für die Mehrheit des Ortsbeirates gestern von untergeordneter Bedeutung, dass bei der jetzt vorgestellten neuen Planung der viergeschossige Neubau um 15 Meter „nach vorne gezogen“ und nicht unmittelbar an das Äppelallee-Center grenzen und die Glaskuppel zwei Meter niedriger in den Himmel ragen wird. Die Vorlage wurde mit den Stimmen von SPD, Bündnis90/Grünen und einer CDU-Stimme abgelehnt!
Ernsthafte Gedanken macht sich der Ortsbeirat seit geraumer Zeit auch um das Gelände diesseits und jenseits der Saarstraße im Bereich des Blierwegs. Zunächst wurde klammheimlich, am Ortsbeirat vorbei, auf der östlichen Seite eine außerordentlich große Halle erstellt, jetzt sorgt man sich um die Bebauung auf der Westseite der Saarstraße. Wer glaubte, der zur Sitzung eingeladene Leiter des Bauaufsichtsamtes, Achatz von Jagow, würde hinsichtlich der weiteren Bebauung Entwarnung geben, musste sich eines Besseren belehren lassen. Teilte dieser doch kurz und bündig mit, dass es für diesen Bereich keinen Bebauungsplan gibt und bei der Bebauung ästhetische Gründe nicht im Vordergrund stehen würden.
Ortsvorsteher Urban Egert war über diese Feststellung noch nach der Sitzung empört: „ Es ist schon ein dickes Ding, wenn uns mitgeteilt wird, dass es für das Gebiet keinen „Plan“ gibt und dort eine Firma angesiedelt wird, die eigentlich nicht privilegiert ist, die aber sonst keiner haben will! Niemand weiß so richtig, wie dort die Eigentumsverhältnisse sind, was bereits genehmigt ist und was noch kommen wird. Die Tatsache, dass der Bereich das „Entre'“ von Schierstein ist und dessen Gestaltung ein bleibendes Bild von Schierstein liefert, wird völlig außer Acht gelassen! Die Tatsache, dass verschiedenfarbige, vergammelte Container übereinander gestapelt sind, dies dauerhaft so bleiben soll und wohl auch noch genehmigt wurde, ist schon bemerkenswert – da freuen wir uns doch auf das darüber hinaus geplante Bauwerk!“
Auch in Sachen Finanzen hat sich der Ortsbeirat Gedanken gemacht und eine gemeinsame Wunschliste für den Haushaltsplan 2014/2015 auf den Weg gebracht.
Ganz oben auf der Liste steht die Forderung auf eine Verbesserung der Situation an der Hafenschule und der Erich-Kästner-Schule. Der Ortsbeirat will eine Sanierung oder einen Neubau mit Umsetzung eines zeitgemäßen, bedarfsorientierten Raumprogramms für beide Schulen.
Danach folgt der Wunsch auf Einrichtung eines Hauses für Jugend und Vereine im Schiersteiner Ortskern, entweder im Fritz-Brüderlein-Haus an der Saarstraße oder in einem Gebäude im Bereich Alt-Schierstein.
Des Weiteren möchte der Ortsbeirat die Attraktivität des Schiersteiner Hafens und des Hafenumfeldes steigern, indem zusätzliche Parkmöglichkeiten in den Eingangsbereichen des Hafens geschaffen werden, die Hafenpromenade durch einen attraktiven Rundweg mit entsprechender Beleuchtung im Bereich des Westhafens vollendet, die Wasserqualität im Hafen verbessert und die Bismarksaue ein Platz für Spiel und Erholung wird.
Zur Verbesserung der Lebensqualität in Schierstein wünscht sich der Ortsbeirat einen verbesserten Lärmschutz im Bereich des Rhein-Main-Schnellweges A66, an der rechtsrheinischen Bahnstrecke sowie am geplanten Neubau der Schiersteiner Brücke A643. Wichtig für den Ortsbeirat ist in diesem Zusammenhang auch die Ausarbeitung eines Gesamtverkehrsplanes für Schierstein unter Berücksichtigung der Prüfung, ob der Bau einer Bahnunterführung in der Freudenbergstraße realisiert werden kann.
Des Weiteren wünscht sich der Ortsbeirat eine bessere Busanbindung von Schierstein-Nord über die Freudenbergstraße, die Verlegung eines Kunstrasenspielfeldes auf dem städtischen Sportplatz „Saareck“, die Verbesserung der Radwegesituation sowie im Bereich des Friedhofes die Komplettsanierung der Trauerhalle, die Erweiterung der Urnenwand sowie die Sanierung der Begrenzungsmauern.
Last but not least findet man auf der Wunschliste die Forderung nach Bereitstellung von Mitteln zur attraktiven Gestaltung der Bahnunterführung Saarstraße sowie für die Sanierung der Fahrbahnen in der Freudenbergstraße (Teil Schierstein-Nord) und in der Schönaustraße (Teilstrecke zwischen Wilhelm-Busch-Straße und Hermann-Löns-Straße).
Beschließen wir den Bericht über die gestrige Ortsbeiratssitzung mit einem Erfolgserlebnis für den Ortsbeirat! In Sachen Hans-Römer-Platz gelang es dem Ortsbeirat mit Hartnäckigkeit, Ausdauer und finanziellem Geschick, dass der Platz nach der diesjährigen Kerb sein neues Outfit bekommen wird! Die in der Sitzung vorgestellte Planung macht schon richtig Geschmack auf die erste Feier auf dem neuen Hans-Römer-Platz!
Planung für die Neugestaltung des Hans-Römer-Platz
(Quelle: Tiefbau- und Vermessungsamt)
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