Stolperstein erinnert an Arnold Katzenstein

pps_30042013_b 30 Bürgerinnen und Bürger, darunter Mitglieder des Schiersteiner Ortsbeirates und des „Aktiven Museums Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden e.V.“, fanden sich am Dienstagmorgen in der Schiersteiner Milanstraße ein, um bei der Verlegung eines weiteren „Stolpersteins“ in der hessischen pps_30042013_cLandeshauptstadt Wiesbaden dabei zu sein.

Das Projekt „Stolperstein“ ist eine Idee des Künstlers Gunter Demnig und erinnert an die Vertreibung und Ermordung von Menschen unter der Nazi-Herrschaft. Bislang wurden in Wiesbaden 683 Stolpersteine verlegt, pps_30042013_eneun davon in Schierstein vor den Anwesen Reichsapfelstraße 15 und 19 sowie vor dem Eckhaus Wasserrolle/ Reichsapfelstraße.

Der jetzt vor dem Haus Milanstraße 6 verlegte „Stolperstein“ erinnert an das Schicksal von Arnold Katzenstein, der hier von 1896 bis 1939 lebte.

pps_30042013_fArnold Katzenstein wurde am 17. Oktober 1869 in Neuhof bei Fulda geboren. Er heiratete im Jahre 1893 Bertha Loeb und zog mit seiner Frau 1896 in die Wörthstraße 6, der heutigen Milanstraße. Eine am 6. Juni 1896 geborene Tochter verstarb im Alter von drei Monaten und im Jahre 1900 nahmen die Eheleute eine russische pps_30042013_dPogromwaise als Pflegekind an.

Arnold Katzenstein wirkte nicht nur als Kantor (Vorbeter) in der Synagoge  der jüdischen Gemeinde Schierstein, zu der auch Frauenstein gehörte, sondern von 1924 bis 1932 auch als Religionslehrer in der „Schul“. Außerdem versah er das Amt eines Schochets  ( =Schächter, der für das koschere Schlachten zuständig war). Diese Ämter in der Gemeinde versah Arnold Katzenstein auch in Hochheim am Main sowie in Rüdesheim und in Eltville.

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Dr. Elisabeth Schaub erinnerte an das Leben und Sterben von Arnold Katzenstein

In Schierstein konnte Arnold Katzenstein 1930 sein 40jähriges Berufsjubiläum mit den Mitgliedern seiner Gemeinde feiern. Der unermüdlich tätige Mann stand auch dem „israelitischen Männerkrankenverein für Biebrich-Schierstein und Frauenstein “ vor.

Bertha Katzenstein, die Frau des Kantors, verstarb überraschend am 13.März 1933 nach über 40jähriger Ehe. Bei ihrer Beerdigung, eine Wochen nach den Kommunalwahl 1933, bei der jeder zweite Schiersteiner die NSDAP gewählt hatte, würdigte der Bezirksrabbiner Paul Lazarus die Verdienste dieser wohltätigen Frau. Es wird berichtet, dass der Schiersteiner Friedhof die große Zahl der trauernden Juden und Christen nicht fassen konnte.

Ihre Beliebtheit und das Wirken ihres Mannes brachte diesem den Beinamen „Vater des Rheingaus“ein. Die politischen Veränderungen setzten der segensreichen Tätigkeit von Arnold Katzenstein ein jähes Ende und zwangen ihn 1939 zum Umzug nach Wiesbaden in die Herderstraße 11 .

Am 1. September 1942 wurde Arnold Katzenstein in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort weiter zum Vernichtungslager Treblinka, wo er am 29. September 1942 verstarb.

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Hedi Stumm. Patin des „Stolpersteins“

„Das hab ich alles gar nicht gewusst“, so der Kommentar einer seit über 35 Jahren in der Milanstraße lebenden Frau nach der Verlegung des Gedenksteins. Eine Ausage, die unterstreicht, wie wichtig die „Stolpersteine“ – Steine gegen das Vergessen – sind!

Und gut, dass in Schierstein Menschen wie Hedi und Dieter Stumm leben, die vor einigen Jahren das Haus Milanstraße 6 erworben, wunderschön renoviert und jetzt die Patenschaft für den Stolperstein übernommen haben!

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