In Sachen Hafenpromenade

Leserbrief eines  besorgten Bewohners aus einem anonymen angrenzenden Stadtteil:

Dahin, dahin, es wär´ so schön gewesen!

Mit schmerzlichem Unverständnis und tief empfundener Enttäuschung habe ich in der letzten Schiersteiner Ortsbeiratssitzung die Ablehnung eines CDU-Antrags zur Kenntnis nehmen müssen, der die Weiterführung unseres weltberühmten Kur- und Promenadenwegs rund um den gesamten Hafen forderte und damit einem jahrhundertealten, urgermanischen Bürgerwunsch entsprach.

Insbesondere die Begründung, dass dadurch den Trägern von Schuhen mit Stöckelabsätzen dann endlich eine bequemere, vielleicht sogar mehrfache Umrundung des Hafenbeckens möglich sei, war von niederschmetternder Überzeugungskraft und wäre sogar einer weiteren Gleichbehandlung der verschiedensten Geschlechter zugute gekommen, wenn man sich vor Augen hält, dass sich die Evolution der Emanzipation  ganz bestimmt irgendwann in highheels auch für Männer niederschlagen wird!

Glauben diejenigen, die den Antrag zynisch zurückgewiesen haben, denn allen Ernstes, auch nur ein männliches Wesen würde nach dem Besuch von Spielbank,  Kegelbahn oder Boxveranstaltung und einem anschließenden Glas Champagner am Hafenkiosk noch einmal zu mitternächtlicher Stunde ums Hafenrund flanieren, wenn er den Ruin seiner Pumps riskieren müsste? Nahein, lieber werden sie wieder wie eh und je zur Zigarettenpause auf den Trottoirs hin und her stöckeln und harmlose Fischer auf dem Weg zur Arbeit in Verlegenheit bringen! Eine historische Gelegenheit ist vertan!
Dahin, dahin, es hat nicht sollen sein!

P.S. Der von Biebrich kommende Kurgast wird am Ortseingang von einem authentisch mit Geranien geschmückten Nachen willkommen geheißen, wie sie früher zu Hunderten im Hafen lagen.  Vielleicht kann man wenigstens diesen mit einem Glashaus vor Abrieb schützen, so wie das Feuerwehrauto vor der ersten Wache archiviert wird.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.