Das Ergebnis der gemeinsamen Ortsbeiratssitzung der Ortsbeiräte Schierstein und Biebrich stand schon vor dem gemeinsamen Treffen am Montagabend im Biebricher Bürgersaal fest. Beide Stadtteilvertretungen wollen die Erweiterung des Mann-Mobilia-Möbelmarktes nicht.
Und hierfür führen die Ortsteilpolitiker zwei überzeugende Gründe ins Feld: Zum einen wollen sie nicht, dass das Verkehrsaufkommen im Gewerbegebiet noch größer wird und ein lebenswertes Wohnen in den Siedlungen Rosenfeld und Selbsthilfe ganz und gar unmöglich wird! Zum anderen sind sie der ständigen Ausweitung der Angebote in den Großmärkten überdrüssig! Eine Entwicklung, die schon in der Vergangenheit zu massivem Kaufkraftschwund aus den Stadtteilzentren und zu damit verbundenen Geschäftsschließungen geführt hat. Lebendige Stadtteile seien aber auf ein lebendiges Geschäftsleben angewiesen, wie beide Ortsvorsteher betonten.
Folglich fiel die Magistratsvorlage bei beiden Ortsteilgremien mit Pauken und Trompeten durch! Keine Zustimmung aus Biebrich und auch nicht aus Schierstein für die Neubauplanungen à la XXXL!
Doch, wie wir alle wissen, sind unsere Ortsbeiräte nicht mit der „Macht“ ausgestattet, um ein solches Bauvorhaben zu verhindern! Die Ortsbeiräte müssen gemäß der Hessischen Gemeindeordnung zwar angehört werden und dürfen auch ihr Votum abgeben, doch letztendlich fallen die Entscheidungen im Stadtparlament.
Der Sprecher der „Initiative für mehr Lebensqualität – Biebricher gegen Verkehr XXL“ Mario Bohrmann (im Foto zweiter von links) zeigte sich vom Verlauf der Sondersitzung und von den Beschlüssen der beiden Ortsbeiräte zufrieden und erklärte gegenüber plusPunktSchierstein: „Wir haben einen Etappenerfolg erzielt. Die Kundgebung vor der Ortsbeiratssitzung war gut besucht und wir konnten wichtige Grundinformationen darstellen. Die Sondersitzung verlief letztlich auch in unserem Sinne. Sie wurde von vielen kritischen Fragen aller Fraktionen begleitet.“
„Deutlich kam in den Wortmeldungen zum Ausdruck“, so Bohrmann, „dass eine weitere Verkehrszunahme in diesem Gebiet schlichtweg nicht mehr zu tolerieren ist und der angedachte Kreisel an der Einfahrt zum XXXL/Äppelallee-Center zwar lokal die Situation ein wenig verbessern mag, jedoch nichts am eigentlichen Hauptproblem, der Kreuzung Hagenauer Straße, ändert. Ganz abgesehen von der allgemeinen Verkehrszunahme auf der Äppelallee und an den Autobahnausfahrten!“
Für die Ortsbeiräte Biebrich und Schierstein ist nach der gestrigen Ortsbeiratssitzung zunächst einmal der Vorhang gefallen. Guter Rat ist teuer!
Für die „Initiative für mehr Lebensqualität“ noch lange nicht, denn Mario Bohrmann hält das Bauvorhaben für nicht genehmigungsfähig und wird dies im Zweifelsfalle auch vor Gericht feststellen lassen. Bohrmann: „Die zugrunde liegenden Bebauungspläne von 1968 und 1984 können aus unserer Sicht aufgrund der eingetretenen Entwicklung und zwischenzeitlich weiterer Ausweisungen von Handelsflächen nicht mehr gültig sein! Es geht um weitaus mehr als „nur“ zwei unmittelbar betroffene und seit rund 90 Jahren bestehende Wohngebiete von mehr als 300 Familien. Es geht um Grundrechte der Menschen in Biebrich und Schierstein insgesamt, um die körperliche Unversehrtheit und um das Recht auf Eigentum sowie um etliche Existenzen von Kleingewerbetreibenden und in Staus vertaner Lebenszeit von Tausenden Pendlern. Es geht um eine sinnvolle Stadtentwicklung, die mit diesem Ausbau verunmöglicht würde!“
DIE IN DEN ORTSBEIRÄTEN DURCHGEFALLENE PLANUNG
- Der vorhandene „XXL- Möbelmarkt“ wird teilweise abgerissen und teilweise umgebaut und renoviert
- Südlich an das Bestandsgebäude (Mann-Mobilia derzeit) entsteht ein viergeschossiger Neubau für Verkauf und für ein Restaurant.
- In östlicher Richtung wird eine „Sparkauf“-Filiale mit Verkaufsflächen im Erdgeschoss und Lagerflächen für beide Geschäftsbereiche im Obergeschoss gebaut . (Die Firma Sparkauf ist ein Möbelmarkt aus dem Hause Mann)
- Gesamtverkaufsfläche: 43.008 qm
Bestandsgebäude: 19.878 qm
+ XXXL-Erweiterung: 15.823 qm
+ Sparkauf: 7.307 qm - Verkaufsfläche für „zentrenrelevante Randsortimente maximal 12.000 qm
- Die im Bebauungsplan festgesetzte Gebäudehöhe von 17,00 m wird in der Eingangshalle mit Lichthof um 4,35 m überschritten. (Diese und zwei weitere im Grünbereich liegenden Überschreitungen des Bebauungsplans müssen durch Beschluss des Stadtparlaments abgesegnet werden (Befreiung).
- Laut Stellplatzsatzung sind für den künftigen XXXL-Markt 1.066 Parkplätze vorgeschrieben. Geschaffen werden 1.267 (683 in einer neuen Tiefgarage und 584 Parkplätze oberirdisch vorhanden)Parkplätze insgesamt mit Äppelallee-Center: 2.265
- Verkehrsplanung:
1. Eine neue direkte Rechtseinbiegemöglichkeit von der Äppelallee zum XXXL-Gelände
2. Zufahrt von der Friedrich-Bergius-Straße über neuen Kreisel.
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